Leserbriefe

"Umstrittene A10-Raststätte: Ich gehe davon aus, dass ich alle Klagen gewinne“

 

Das Interview mit Ronald Normann, dem Direktor der Autobahn GmbH (Nordost), das die MAZ am 29.10.2021 veröffentlichte, rief zahlreiche Reaktionen hervor. Einen Teil der Leserbriefe veröffentlichte die MAZ am 6.11.2021 und dem Titel: „Selbstherrlich und arrogant: Leser empört über Aussagen von Planer der A10-Raststätte bei Satzkorn." Hier einige Leserbriefe an die MAZ, die uns in Kopie geschickt wurden. 


Brett vorm Kopf?

Die Äußerungen des Herrn Normann in der selbstherrlichen und arroganten Manier eines John Wayne zur geplanten Tank- und Rastanlage, lassen nur einen Schluss zu:

Hier beharrt jemand trotz tiefgreifender, sinnlich-wahrnehmbarer Veränderungen des Klimas auf den Status Quo einmal getroffener Entscheidungen, komme was wolle. Das grenzt nicht nur an offenkundiger Realitätsverleugnung. Es offenbart ein erstarrtes und rigides, ewig gestriges Denken, dass stereotyp und quasi selbsthypnotisch mit Lösungen von gestern auf gravierende Probleme und Entwicklungen von heute meint angemessen zu reagieren. Dem sei entgegnet: Die Lösung ist das Problem! Mit Ihrem Statement zum "weiter so" einer überlebten Verkehrspolitik, befeuern Sie den Klimawandel. Von einem hoffentlich in kybernetischen Modellen denkenden Ingenieur in einer so machtvollen Position wie der Ihren, sehr geehrter Herr Normann, würde ich ein konsequent zirkuläres Denken über den Tellerrand hinaus erwarten und mir wünschen, dass Sie die Wechselwirkungen des von Ihnen gehypten Projekts mit klimatischen, organismischen und sozialen, kurz lebendigen Umwelten und deren Folgen verantwortungsvoll und entschlossen in den Blick nehmen und nicht einseitig linear-kausal operieren: Sie setzten sich durch den massiven Eingriff in ein intaktes Ökosystem andernfalls dem unfreiwilligen Verdacht der Verhöhnung der Opfer der Flutkatastrophe im Aartal aus. Wollen Sie das?

Jörg C. Bruns, Potsdam, OT Marquardt


Es müssen antworten her

Es ist unglaublich, mit welcher Ignoranz Herr Norman das Ziel einer zweiten Raststätte im ländlichen Raum verfolgt -  gerade in Zeiten der Klimakrise müssen endlich andere Antworten her:  Züge, Güterverkehr, ÖNV - infrastruktur.  Eine zweite Raststätte ist da das völlig falsche Signal -ebenso die zunehmende Versiegelung der eh schon bedrohten Natur. Muss die Bevölkerung erst vehement werden? Warum restauriert man nicht die regionalen Bahnhöfe und führt wieder Güterverkehr ein?

Tanja Becker 


die Arroganz des Bürokraten

"Die MAZ hat das Interview mit Ronald Normann sehr klug geführt, vieles kritisch hinterfragt. Aber zu einem Bürokraten wie Neumann dringt man mit Argumenten nicht durch. Selten haben Interviewpartner der MAZ eine derart unverhohlen arrogante und bügerferne Haltung an den Tag gelegt. Im Ton erinnert Normann eher an Diktatoren oder Autokraten, kaum aber an die bundesdeutsche Demokratie. Wesentliche gesellschaftliche Veränderung hat dieser Mann fraglos verschlafen. 

 „… Protest vor Ort … Aber das ist üblich.“ Es wurde ja der „… aus unserer Sicht geeignetste Standort gefunden. Und das ist „Havelseen“ bei Satzkorn.“  Basta, möchte man da in Gedanken ergänzen. „Ich gehe davon aus, dass ich alle Klagen gewinnen werde.“ Ein echter Einzelkämpfer, viel Erfolg auch.

In der Tat, die Planungen sind bereits über zehn Jahre alt. Genau deshalb ist das Projekt, wie Normann selbst, von vorgestern. Es wirkt in den aktuellen Diskussionen um alternative Verkehrskonzepte, Ressourcenschonung und Klimawandel so passend wie ein Dinosaurier in den Havelauen.

Und eine der wichtigsten Fragen des interviewenden Peter Degeners ließ Normann (natürlich) unbeantwortet: Rechtfertigen gerade einmal 14 (!) zusätzliche LKW Stellplätze das geplante Projekt „Havelseen“? 14 Stellplätze, für die bereits 2019 über EUR 16 (!) Mio. veranschlagt worden waren. Bis zu einer eventuellen Baufertigstellung kann man von getrost EUR 25 Mio. an Baukosten ausgehen – jeder Stellplatz also kostet fast EUR 1,8 Mio. Das ist an – gerade auch volkswirtschaftlichem - Wahnsinn kaum zu überbieten.

Auf mögliche Änderungen am Projekt angesprochen baut Normann, nicht ungeschickt, eine neue Drohkulisse auf. Das Projekt könne ja gegebenenfalls auf die andere Seite der Autobahn (und damit quasi in die Vorgärten der Anlieger) verlegt werden. Denn dort ist ja „… ein vorbelasteter Raum mit einer anderen Nutzung geschaffen worden.“ Solche Kulisse errichtet, sollen die Bürger dann wohl zufrieden sein, wenn die Raststätte am Ende „lediglich“ westlich der Autobahn gebaut werden würde.

Engstirnige Bürokraten und „Macher der alten Schule“ wie Ronald Normann sind dazu angetan, Anarchisten auf den Plan zu rufen. Noch aber gebe ich den Glauben nicht auf, dass auch unsere Potsdamer Mitbürger/innen Frau Baerbock und Herr Scholz mithelfen werden, Bürgernähe und Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen."

Tom Sonntag, Potsdam


vergangene Zeiten

Die Antworten des Herrn Normann auf die Fragen Ihres Journalisten zum Bau der Autobahnrastanlage „Havelseen“ ist an Arroganz und Überheblichkeit kaum zu übertreffen. Man fühlt sich in vergangene Zeiten versetzt. Haben Herr Normann und mit ihm die Autobahn GmbH die Zeichen der Zeit verschlafen? Sich auf Diskussionen und Prüfungen von vor 10 Jahren zu beziehen, erscheint angesichts des bedrohlich fortschreitenden Klimawandels sehr skurril und weltfremd. Gegenüber der bestehenden Raststätte „Wolfslake“ lächerliche 14 LKW-Stellplätze zusätzlich sollen als Begründung für die Zerstörung eines Naturraumes mit schützenswerten Arten durch Lärm, Abgase und Lichtverschmutzung herhalten? Es gilt, Verkehr zu vermeiden anstatt Anreize für noch mehr LKW auf unseren Straßen zu schaffen! 

Die Autobahn GmbH steht unter der Aufsicht des Fernstraßen-Bundesamtes, dessen Aufsichtsbehörde das Bundesverkehrsministerium ist. Kein Wunder also, dass von dieser Seite bisher keine Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung zu erwarten waren. Vielleicht ändert sich da ja, wenn irgendwann eine handlungsfähige neue Regierung zustande kommt, für die dringende und überfällige Klimaschutzmaßnahmen endlich mal keine hohlen Phrasen mehr sind. Wenn allerdings der kleinste Partner aufzeigt, wo’s langgeht, habe ich da meine Zweifel. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt!

Wolfgang Bivour, Potsdam


veraltet, ungenau und unzureichend

Die Aussagen von Herrn Normann klingen so, als sei der Bau der Raststätte „Havelseen“  bereits beschlossene Sache. Gott sei Dank ist dem nicht so, und der endgültige Planfeststellungsbeschluss ist noch lange nicht ausgesprochen.

Herr Normann bezieht sich in seinen Antworten auf Planunterlagen, die veraltet, ungenau und unzureichend sind. Die aktuelle Klimanotsituation wurde in der Planung, die bereits vor über 10 Jahren begann, nicht berücksichtigt.

Am meisten hat mich die Aussage geschockt, dass am geplanten Standort von "Havelseen" kein Schutzgebiet vorhanden sei. Das ist schlichtweg falsch, denn um die geplante Baufläche finden sich geschützte Biotope – und der Wert als Trittsteinbiotope für die angrenzenden FFH-Schutzgebiete u.a. Döberitzer Heide werden völlig vernachlässigt. 

Es ist unerträglich, wie Herr Normann sich damit brüstet, dass es am geplanten Standort die "geringsten Beeinträchtigungen des Naturraums" gäbe. Deutlich wird seine Ignoranz, als er nach den Fischadlern gefragt wird, indem er die Frage übergeht. Das beweist auch seine oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Langzeitauswirkungen eines solchen Eingriffes in die Natur werden völlig ignoriert. 

Nicole Vandre

sprachlos und betroffen

Dieses Interview macht einfach nur sprachlos und betroffen.

Herr Normann beruft sich auf jahrzehnte alte Planungen und verkennt dabei die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Zeit. Es stellt doch niemand in Frage, dass LKW-Fahrer ihre Lenk- und Ruhezeiten einhalten sollen und müssen. Sondern es geht darum, das Verkehrsaufkommen an die bestehenden! Infrastrukturen anzupassen und nicht umgekehrt. Wenn die Parkplätze nicht mehr ausreichen, muss das Straßenverkehrsaufkommen reduziert und entsprechend klimaneutral auf die Schiene oder das Wasser verlagert werden.

Außerdem ist die Behauptung von Herrn Normann falsch, dass es

Vergleichsuntersuchungen zwischen der Erneuerung und Modernisierung von Wolfslake und dem Neubau der Rastanlage Havelseen gibt. In den veröffentlichten Planungsunterlagen wird mit lediglich einem Satz festgestellt, „dass wegen des unzureichenden Erschließungsstandards und auch keiner Möglichkeit, diesen zu verbessern, die Standorte Wolfslage-Ost und Wolfslake-West mit den Nebenbetrieben als wegfallend deklariert werden“.

Es wird weder dargestellt noch untersucht, weshalb und warum die bestehende Anlage durch eine Modernisierung und Anpassung nicht entsprechend ertüchtigt und erweitert werden kann, zumal sich die für dieses Areal zuständige Gemeinde Schönwalde-Glien ausdrücklich für den Erhalt und die Modernisierung der bestehenden Rastanlage Wolfslake Ost und West ausgesprochen hat. Auch zeugen die von Herrn Normann getätigten machohaften Aussagen, wie, „ich brauche mehr Parkplätze“ und „ich gewinne jeden Prozess“ nicht gerade von

Verständnis für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, für Natur- und Umweltschutz und schon garnicht dafür, den Klimawandel aktiv durch die Verringerung des Verkehrsaufkommens zu bekämpfen.

Aber die Idee, eine wertvolle Ackerfläche mit einer Größe von mehr als 20 ha abtragen und anderswo abkippen zu wollen, ist genial. Das macht den/die Leser*in nur sprachlos und wirft die Frage auf, ob sich der Autobahn-Baudirektor schon jemals mit Themen des Umwelt- und Naturschutzes auseinander gesetzt hat.

Bleibt nur zu hoffen, dass die zukünftige Bundesregierung hierzu andere Sichtweisen hat.

Rüdiger Seyboth, Satzkorn


extreme IgnoranZ

Herr Normann reagiert mit extremer Ignoranz auf die Sacheinwände der Bürgerinnen und Bürger gegen die Raststättenanlage „Havelseen“. Neue Mobilitätskonzepte, umweltfreundliche Antriebe und härtere Umweltauflagen und trotzdem die unveränderte Planung von vor 10 Jahren? Und das für 14 LKW-Parkplätze mehr? Normann nimmt das Ergebnis der Einwandsprüfungen quasi vorweg, denn von Änderungen im Planfeststellungsverfahren geht er nicht aus.

Wie kommt er zu der Aussage? Wie reagiert das Infrastrukturministerium von Brandenburg auf die veränderte Verkehrs- und Umweltpolitik? Was sagen die prominenten Unterstützer des Prüfungsverfahrens: Potsdams Oberbürgermeister, Frau Baerbock und Herr Scholz? Letztere versprachen vor der Wahl, sich um das Verfahren in ihrem Wahlkreis kümmern zu wollen. Die Zeit drängt. Es könnte sein, dass die Diskussionen um Naturschutz und Ackerland, um Sinnhaftigkeit, Zukunftsausrichtung und Kosten vergeblich werden, weil sie erst kurz vor Baufertigstellung einsetzen. Prominente Beispiele dafür gibt es in Brandenburg.

Und noch ein letztes: Die von Herrn Normann angesprochene Verlegung der Raststätte auf die Ostseite der westlichen A10 – selbst wenn nur als Provokation gemeint - sollte alle Gemeinden im Land bei der Zulassung von Solaranlagen sehr hellhörig machen. Solaranlagen schaffen offensichtlich „vorbelastete Räume“ für die Ansiedlung von weiteren Industrieanlagen zur Zerstörung des ländlichen Lebensraumes.

Renate Mohr, Satzkorn


Grössenwahn

Die von Herrn Normann gemachten Behauptungen bezüglich einer Gegenwehr zum Ausbau Wolfslake ist eine Behauptung, die an den Haaren herbeigezogen ist. Und welche seltenen Tiere sollten sich wohl in dem angrenzenden Stangenwald befinden ? Wer wissen möchte, was die Natur um Paaren, Kartzow und Satzkorn so wertvoll macht, braucht nur mal einen Ausflug dorthin zu machen. Diese in weiten Teilen naturbelassene, dörfliche und landschaftlich reizvolle Gegend soll nun zuasphaltiert werden und somit dem Größenwahn einiger kurzsichtiger Planer zum Opfer fallen. Ich kann nur sagen, lieber Herr Normann, Sie ahnen es bereits: Mit der neuen Regierung bricht eine neue Ära an. Wir, als Gesellschaft, können uns solche Fehler zukünftig nicht mehr leisten. Klima- Natur- und Umweltschutz ist jetzt in der Gegenwart und nicht irgendwo in der Zukunft !

Brigitta Krukenberg, Marquardt 


Scheinheiligkeit zum Klimaschutz

In dem Interview mit dem Direktor der Autobahn GmbH in der MAZ vom 29.10.2021 wird die gesamte Scheinheiligkeit zum Klimaschutz in Deutschland deutlich. Nicht mal unser Ministerium denkt in Richtung Klimaschutz. Es verweigert sich sogar dem Dialog mit dem Oberbürgermeister. der Landeshautstadt. Welch eine Leistung!

Diese Genossen im Ministerium wissen immer noch nicht, wem sie dienen! Dem brandenburgischen Bürger.

Dann der Direktor der Autobahn GmbH. Völlig haltlose Argumente und hahnebüchene Vorschläge für eine weitere sinnlose Versiegelung von Landschaftsflächen. Die Verbringung fruchtbaren Ackerbodens auf andere Flächen mit vielen Diesel-LKW, was für ein Irrsinn. Und das, während in Glasgow diskutiert wird, unsere Erde zu retten. 

Gut gemeinte und logische Vorschläge wie die Erweiterung der vorhandenen Raststätte in Wolfslake werden vom Tisch gefegt.

Schlußendlich die mögliche Verlagerung der zukünftigen Rast- und Tankanlage auf die Ostseite der Autobahn neben der eh schon strittigen Solaranlage. Ja, immer alles rein ins Industrie-Satzkorn. Das erhöht hier die Lebensqualität.

Prima Vorschläge Herr Direktor. Kommen Sie runter von Ihrer Wolke und stellen Sie sich den Gesprächen mit den Bürgern! Wir sagen Ihnen, wo es langgeht.

Lutz Freyholdt, Satzkorn


zurechtgedreht

Toll, wenn man sich die Zahlen und Fakten so drehen kann, wie man es braucht. Was Herr Normann nicht sagt, ist, dass bei der Kalkulation der nötigen LKW-Stellplätze die Autohöfe gar nicht mitberechnet wurden. Mit diesen Parkplätzen ist nämlich die Situation schon deutlich entspannter. Neben Wolfslake sollen auch noch zwei weitere Parkplätze an der A10 geschlossen werden. Für die LKW-Fahrer also kein Gewinn! Widerstände gegen die alte Planung gab es nicht. Kein Wunder, es wurde auch so gut wie niemand im Potsdamer Gebiet darüber informiert. Am Standort bei Satzkorn müssen Schmutz- und Trinkwasseranschluss auch neu gebaut werden. Das ist mindestens genauso teuer wie in Wolfslake. Millionen Euro sollen schon jetzt versenkt werden für den optimalen Anschluss der Rastanlage an eine dreispurige A10, deren Bau in den Sternen steht. Im veralteten Bundesverkehrswegeplan spielt Klimaschutz keine Rolle. Liebe zukünftige Verkehrs-, Umwelt- und FinanzministerInnen, bitte verhindern Sie die Umsetzung dieser Fehlplanung Ihrer Autobahn GmbH! 

Susanna Krüger, Satzkorn